Eine Brandkatastrophe veränderte das Dorfbild

22. September 2024
Bereits vier Generationen vor uns musste/durfte die Bevölkerung von Benken eine Veränderung ihres vertrauten Dorfbildes wahrnehmen. Eine Brandkatastrophe führte im Jahre 1895 dazu.

Am 16. Juli 1895, nachts um 1 Uhr, brach im «Gasthaus zum Kreuz» Feuer aus und es griff so schnell um sich, dass die Familie Tiefenauer nur mit Not das nackte Leben retten konnte. Die zum Gasthaus gehörende Scheune sowie das daneben stehende erste Schulhaus in Benken (erbaut 1808/09) mit drei Lehrerwohnungen und einem Arbeitsschullokal wurden ebenfalls von den Flammen ergriffen. Zur Brandbekämpfung kamen die Löschmannschaften mit ihren Feuerspritzen von allen benachbarten Gemeinden zu Hilfe. Selbst die Feuerwehr von Rapperswil und die Löschmannschaft aus Jona waren bereit, um im Extrazug zum Brandplatz in Benken zu fahren, als ihnen gemeldet wurde, dass die Gefahr behoben war. Dank der Windstille war der Brand auf die drei Objekte beschränkt. Die Gefahr einer weit umfangreicheren Ausdehnung des Brandes bei sehr trockenem Hochsommerwetter und der Nähe der vielen Holzhäuser war gross. Alle drei Gebäude brannten bis zur Grundmauer nieder. Als Brandursache wurde Brandstiftung als Racheakt vermutet. 

Dramatische Rettungsaktionen
Oberhalb der Gaststube wohnte die Familie von Johann Dietland Tiefenauer und Maria Josefa geb. Kraaz mit ihren neun Kindern im Alter zwischen 3 und 20 Jahren. Neben dem Gasthaus führten sie in einem Anbau ein Kolonial- und Tuchwarengeschäft. In einem Bericht schilderte später Sohn Franz, wie er die Brandkatastrophe als 15-Jähriger erlebte: Die Mutter musste mit zwei Kindern durch das Fenster gerettet werden. … Mein jüngerer Bruder und ich bemühten uns, den älteren Bruder der im tiefen Schlafe lag, aus seinen Träumen zu wecken, da der zum Rettungskorps eingeteilt war. Als wir die Türe öffneten schlug uns dichter Rauch entgegen. Von unten rief eine Stimme, dem Boden nach kriechen. Glücklich erreichten wir den Platz vor dem Hause, wobei wir zuerst unsere Hosen anziehen mussten. … Der älteste Bruder kletterte nochmals die Feuerwehrleiter hinauf und rettete noch eine Anzahl Kleider. … In unserem Stall war ein fettes Schwein untergebracht, welches die Bauern an einem Baum angebunden hatten. Während des Brandes schlüpfte das Viech jedoch aus und rannte wieder ins Feuer wo es verbrannte.

Der Schulrat handelte schnell
An gleicher Stelle, wo das Gasthaus Kreuz stand, wurde ein dreigeschossiges Wohnhaus mit einem Geschäftslokal im Erdgeschoss (heute Dorfstrasse 4) erbaut. Die Schulgemeinde handelte umgehend. Im St. Galler Volksblatt wurde bereits am 7. August 1895 berichtet: Die hiesige Schulgemeinde beschloss am 4. i. M. durch einstimmige Annahme des mehrheitlichen Gutachtens des Schulrates, für einen Neubau von Lehrerwohnungen nebst Gemeindesaal, Arbeitsschullokal, 1-2 Amtszimmern und Gemeindearchiv, Plan und Kostenberechnung aufnehmen zu lassen. Der Beschluss gereicht der Behörde und der Gemeinde zur Ehre. — An gleicher Versammlung wurde den drei brandbeschädigten Herren Lehrer einstimmig eine Liebesgabe von je Fr. 100 aus der Schulkasse zuerkannt. — Ehre solchem Brudersinn.

Schade um den Treppengiebel
Die Schulgemeinde liess in den Jahren 1896/97 das heutige Gemeindehaus an der Dorfstrasse 6 nach Plänen des Architekten Emanuel Walcher, Rapperswil, bauen. Mit dem Treppengiebel und den Rundbogenfenstern im Hochparterre präsentierte sich das neue Gebäude wie ein Schlösschen. 1946 verkaufte die Schulgemeinde das Lehrerwohnhaus der Politischen Gemeinde, welche das 1. Obergeschoss für Büroräume umnutzte. Bei der radikalen Gesamtsanierung des Hauses im Jahre 1959 wurde leider der prägende Treppengiebel entfernt.

Häuser im Dorfzentrum
Vor 129 Jahren wurden an dieser Stelle das Gasthaus Kreuz und das erste Schulhaus in Benken ein Raub der Flammen.