Auflösung des Verkehrsvereins
Es gibt erfreulichere Aufgaben eines Vereinspräsidenten, als zu einer Versammlung zu
begrüssen, an der «Beschluss über die Auflösung des Verkehrsvereins» traktandiert ist. Noch-Präsident Thomas Büeler erledigte dies verantwortungsvoll und blickte auf die Gründung des VVB zurück. Die üblichen GV-Traktanden wurden von den Anwesenden in der Bretzelstube einstimmig genehmigt. Thomas Büeler kann bekannt geben, dass nach der Auflösung des VVB die derzeitigen wesentlichen Aufgaben auch in Zukunft weitergeführt werden. Den Unterhalt der 55 roten Ruhebänke übernimmt, wie vor einigen Jahren die Weihnachtskugeln, die Politische Gemeinde. Die Dorfchilbi wird von einem Chilbi-OK unter der Leitung von Oliver Gerber organisiert. Zum «Empfang des Samichlaus» auf Maria Bildstein lädt in Zukunft die Frauengemeinschaft ein. Aus dem bestehenden Vereinsvermögen werden CHF 10 000 an das Chilbi-OK und CHF 3 000 an die Frauengemeinschaft überwiesen. Der übrigbleibende Betrag von rund CHF 16 000 geht gemäss Statuten an die Politische Gemeinde. Der Beschluss zur
Auflösung des VVB wurde von den 26 stimmberechtigten Anwesenden mehrheitlich gefällt. Mit
diesem Beschluss ist ein weiterer Dorfverein Geschichte, und die Akten werden im Gemeindearchiv für die Nachwelt deponiert.
Die «Hotspots» des Benknerhügels wurden früh erkannt
Beim Blättern in den vollständig vorhandenen Protokollbüchern erfährt man einiges über die interessante Geschichte des VVB mit vielen Auf und Ab. Die Beweggründe, welche zur Gründung des VVB führten, sind im 1. Protokollbuch festgehalten: «Durch Wegverbesserungen, Anbringen von Ruhebänken und Wegweisern etc. würden Fremde unserem Ort ein erhöhtes Interesse entgegenbringen, sie würden sich heimischer fühlen, die verschiedenen schönen Punkte unseres Benknerhügels, die wechselnden Aussichten,
die man da geniesst, die herrlichen Waldwege, in deren Schatten man lustwandelnd die irdischen Sorgen vergisst, mit Vergnügen wahrnehmen & auch andere darauf aufmerksam
machen. So würde der Fremdenbesuch gehoben & in materieller Hinsicht für die Bevölkerung an Werth gewinnen. Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass bei planmässigem Vorgehen der obere Buchberg sich zu einer Station für Sommerfrischler entwickeln könnte.» An der Gründungsversammlung am Sonntag, 17. Mai 1903, nahmen «etwa dreissig Mann der verschiedenen Berufszweige» teil. Zur Ausarbeitung von Statuten wurden Fäh Sebastian, Sattler; Hüsler Gottfried, Lehrer; Keel Albert, Schmied; Kühne Anton, Gemeinderatsschreiber und Würmli Michael, Stationsvorstand, in ein Comite gewählt. Dieses Comite musste sich mit Themen befassen, welche heute bald wieder überflüssig sind: «Als erste nicht mehr zu verschiebende Notwendigkeit des Einschreitens, also als erste
praktische That des Verkehrsvereins erweist sich die Anbringung eines Briefeinwurfs auf der hiesigen Station. Comitemitglied Würmli erhält diesfalls unbedingte Vollmacht, höhern Orts die geeigneten Schritte zu thun.»
Schifffahrt auf der Linth?
Der 1. Weltkrieg legte auch den VVB lahm. «1919, also nach Beendigung des gigantischen Völkermordens, wurden die Vereinsbestrebungen neu belebt.» Das Comite lud zu einem Referat «Die Schiffbarmachung der Linth» ein. Die finanzielle Seite und die Interessenlosigkeit
von Behörden und Bevölkerung waren Gründe, «dass im Jahre 1923 der Verein liquidierte».
Verkehrsverein Benken-Maria Bildstein
Auf Initiative von Josef Kraaz, Elektriker, und Josef (Beck) Küng wurde im März 1936 der Verein erneut gegründet. Der Präsident, Kantonsrat Alois Kühne, zur Krone, wies auf die Notwendigkeit eines solchen Vereins für unsere Gemeinde, mit spezieller Berücksichtigung
des Wallfahrtsortes Maria Bildstein, hin. Der Verein wurde deshalb neu Verkehrsverein Benken-Maria Bildstein genannt und der Wallfahrtsdirektor Pfarrer Laurenz Umberg in die Kommission gewählt. Präsident A. Kühne verhandelte mit den SBB betreffend Einschaltung von Extrazügen aus katholischen Gegenden nach Benken für Maria Bildstein. Dies mit
Erfolg, der Extrazug aus dem St. Galler Oberland brachte im Sommer
1938 zirka 400 Pilger nach Maria Bildstein. Es wurde ein Verkehrsbüro eingerichtet, welches während vielen Jahren vom Präsidenten Josef Kühne-Müller geführt wurde. An der Sitzung vom 8. Mai 1948 rapportierte er über ziemlich umfangreiche Tätigkeit: "Der Ordner weist 12 eingehende (wovon 4 Anfragen) und 76 ausgehende Korrespondenzen auf. Im Telefonbuch wird der VVB in der nächsten Buch-Ausgabe verzeichnet sein."
Büchelstrasse staubfrei
Während all den Jahren beschäftigten die Ruhebänke, Reklametafeln beim Bahnhof, Erweiterung des SBB-Fahrplanes, Verbesserung der Fusswege, öffentlicher Spielplatz,
Eisfeld im Riet oder Badehütten an der Linth den Vorstand. Der Fussweg entlang der Kreuzwegstationen (vom Bahnhof nach Maria Bildstein, war der Abschnitt «Mühlehof» damals
schon sehr steil) war an jeder Versammlung ein Thema. An der Sitzung vom 20. Dezember 1951 berichtete der Wallfahrtsdirektor, «dass sich Autochauffeure öfters über
die Staubplage auf der Büchelstrasse beklagten». Die Wirkung der Staubbekämpfung
mit Chlor-Calzium war jeweils nur von kurzer Dauer. Im Jahr 1953 sorgte der Gemeinderat
für weniger Staub und liess einen Teerbelag einbauen.
Der VVB führte die Kehrichtabfuhr ein
Interessant ist zu wissen, dass der VVB im Jahre 1947 in Benken die Kehrichtabfuhr einführte. Die Armenbehörde erhielt den Einsammelauftrag für vier Franken pro Stunde. Der Bürgerheim-Schaffner wurde beauftragt, jeweils am Freitagmorgen mit Ross und Wagen
«bei den 84 Interessenten im Bahnhofgebiet – Starrberg – Dorf – Röthen – Grüth bis zum Hause des Herrn Gemeinderat August Glaus, Förster» den Kehricht einzusammeln. Die Bedienungsgebühr betrug pro Haushalt fünf Franken im Jahr, für die VVB-Mitglieder zwei Franken günstiger. Welchen Wert ein Franken damals hatte, kann man heute nur erahnen. Gemäss einem Protokolleintrag war im Jahre 1954 ein Mitglied aus dem VVB ausgetreten und verzichtete auf die Benützung der Kehrichtabfuhr, Grund «anderweitige finanzielle Verpflichtungen (Hauskauf)». Mit der Genehmigung des 1. Kehrichtabfuhr-Reglements im
Jahre 1965 übernahm die Politische Gemeinde die Organisation des Abfuhrwesens.
Schon damals sozialer Wohnungsbau
Unter dem Präsidium von Max Schiendorfer befasste sich der VVB in den 1950- und 1960-er Jahren mit zukunftsweisenden Themen. Als 1958 der Bau einer Turnhalle in Benken aktuell wurde, war an der GV ein Referat vom Vorsteher «Amt für Turnen und Sport» vorgesehen.
Dies kam beim damaligen Schulrat «in den falschen Hals». In einem Briefwechsel wurde klargestellt, dass «Turnhalle» ihr Thema sei. Im Weiteren bemühte sich der VVB um Ansiedlung von Gewerbebetrieben (Schokoladenfabrik Lindt) und um Zonenplanung für Industrieland. Im Jahre 1961 lud der Vorstand den Gemeinde- und Ortsverwaltungsrat zu einer Sitzung ein, um über sozialen Wohnungsbau in der Schönau zu diskutieren. In seinem Jahresbericht 1962 stellte Präsident Max Schiendorfer fest, dass es mit dem VVB fünf vor zwölf steht. «Es kann nicht sein, dass sich der VVB-Vorstand mit Kehrichtabfuhr, Bänkli und Wegweiser beschäftigen muss. Für grössere Projekte finden wir bei den Korporationen kein Gehör.»
Neuanfang 1974
Im Jahre 1974 wurde der VVB von jungen Kräften «aus dem Schlaf gerüttelt». Geri Kühne wurde als Präsident gewählt. Der Bänggner Slogan «bi üs dähei» wurde mit dem «Abziehbildi» und den roten «Bängger-Liibli» lanciert. Es wurden Blumengärten prämiert,
Künstler- und Hobbyausstellungen im Gemeindesaal organisiert. Legendär waren die Terminsitzungen der Vereinsvertreter unter dem Präsidium von Fredi Lendi, welche Grundlage für den gedruckten Veranstaltungskalender mit der Vereinsliste waren. Damals bekam frau/man noch eine wertvolle, aktuelle Drucksache in die Hand. Nichts von «siehe
Homepage!»
Spielplatz und Donnschtig-Jass
Zweimal begab sich der VVB ins nationale Rampenlicht. Im Jahre 1985 beteiligte sich der VVB an der beliebten Radiosendung «Spielplatz» und duellierte sich am Telefon mit der Berner Gemeinde Schüpfen. Jede Gemeinde stellte drei Gemeinderätsel, sowie ein Hobby- und Beruferaten. Schliesslich gewann Benken 5:4. Im Jahre 2006 bewarb sich der VVB beim SF DRS für eine Donnschtig-Jass-Sendung. Im März 2006 wurden in einem Turnier im
Rösslisaal die besten vier Benkner Jasserin und Jasser ermittelt, welche in Konolfingen gegen die Stadt Gelterkinden jassten. Bei einem Sieg gegen die Gelterkindner wäre der Donnschtig-Jass am 5. Juli 2007 in Benken Gast gewesen. Es blieb beim wäre!
Chilbi im Dorf
Nach rund 30 Jahren Chilbi im Giessen kehrte der Chilbibetrieb im Jahre 2002 auf Initiative des VVB in den Dorfkern zurück. Unter dem Präsidium von Martin Kraaz wurde eine neue Weihnachtsbeleuchtung evaluiert. Die Weihnachtskugeln zauberten auf eine neue Art «Weihnachtsstimmung» in die Quartiere und ins Dorf. Der Besuch des Samichlaus in seinem
Hüsli beim «Bürgli» war während Jahren bei den Kindern beliebt. Das Pfadi-BULA 2008 mit dem Besucherzentrum in der RSH und ein Jahr später der freudige Empfang von Linda Fäh, Miss Schweiz 2009, waren auch aussergewöhnliche Anlässe in der nun zu Ende gehenden Vereinsgeschichte. «Die verschiedenen schönen Punkte unseres Benknerhügels, mit den wechselnden Aussichten» bleiben jedoch auch in Zukunft «Hotspots»!